Feldfrüchte und ihre Bedeutung für den Hamster


Jede Anbaukultur hat in ihrer speziellen Art zu wachsen und zu reifen und dem Zeitraum ihrer Ernte einen anderen Einfluss auf den feldbewohnenden Hamster. Je abwechslungsreicher die Kulturen auf für ihn erreichbarem Terrain sind und je mehr Flächen im Vorkommensgebiet mit hamsterfreundlichen Kulturen bewirtschaftet werden, umso höher sind auch die Chancen, dass zahlreich Junge aufgezogen werden. Der Anbau der Kulturarten hat sich jedoch stark verändert. Hafer oder Sommergerste findet man nur selten, dafür spielt Raps eine wirtschaftlich wichtige Rolle. Sommerfrüchte mit Frühjahrsaussaaten werden infolge der häufigen Vorsommertrockenheit und dem damit verbundenen hohen finanziellen Risiko zunehmend durch Winterkulturen wie Wintergerste und -weizen abgelöst. Winterniederschläge können ausgenutzt und sichere Ernten erzielt werden. Hinzu kommt, dass infolge der weltweiten Globalisierung Handelspreise für Agrarprodukte wie beispielsweise Kartoffeln, Erbsen und Ackerbohnen so niedrig sind, dass ihr regionaler Anbau kaum wirtschaftlich ist. Der Anbau besonders hamsterfreundlicher Kulturen wird finanziell vom Kooperationsprojekt unterstützt und ist für den Nager lebensnotwendig.

Trendentwicklungen, Kulturarten im Hamstergebiet. | Grafik: NSI Leipzig, Ökotop, LfULG
Trendentwicklungen, Kulturarten im Hamstergebiet. | Grafik: NSI Leipzig, Ökotop, LfULG

Vorstellung einer Auswahl der Feldfrüchte

Weizenfeld | Foto: Ina Ebert
Weizenfeld | Foto: Ina Ebert

Winterweizen ist die dominante Anbaukultur im Hamstergebiet. Er bietet sowohl im Frühjahr den aus dem Winterschlaf erwachenden Tieren als auch im Sommer gute Deckung. Je später die Ernte erfolgt, desto höher ist der Reproduktionserfolg. Sogar die Jungen eines zweiten Wurfes können  noch so weit aufgezogen werden, dass sie zum Erntezeitraum nahezu selbständig sind. In trockenen Jahren wird jedoch vergleichsweise früh geerntet.

Wintergerste bietet im Frühjahr eine gute Deckung. Doch die Ernte erfolgt meist schon Anfang Juli, zu früh für die noch unselbständigen Jungtiere des ersten Wurfs. Es fehlt ihnen und ihren Eltern die nötige Deckung vor Prädatoren – die Ausgangsbedingungen für den Hamsterbestand im Folgejahr sind damit denkbar ungünstig.

Rapsfeld | Foto: Ina Ebert
Rapsfeld | Foto: Ina Ebert

Winterraps ist eine ungünstige Kulturart. Er bietet lediglich etwas Deckung, jedoch keine verwertbaren Bestandteile für den Wintervorrat. Im Folgejahr beschränkt sich der Populationsaufbau aufgrund der relativ frühen Ernte meist auf einen, selten zwei Würfe. 

Rüben bieten dem im Mai aus dem Winterschlaf aufwachenden Hamster zunächst keinerlei Deckung, denn sie werden erst Mitte April ausgesät. Das Prädationsrisiko ist dann sehr hoch. Zumeist sind Baue auf Rübenschlägen Anfang Juni daher nicht mehr besetzt. Einwandernde Feldhamster könnten die Baue nutzen, um noch einen Wurf im Sommer aufzuziehen. Doch sie müssten zuerst einen – ebenfalls eingewanderten – Partner finden. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist sehr gering, ebenso für eine erfolgreiche Reproduktion. Im August und September, wenn Getreidefelder bereits abgeerntet sind, die Ernte der Rüben aber noch bevorsteht, finden Hamster gute Deckung. Rübenstückchen können ihnen außerdem auch als Wintervorrat dienen.

Zwiebeln | Foto: Ina Ebert
Zwiebeln | Foto: Ina Ebert

Zwiebeln sind für Hamster zu keinem Zeitpunkt als Habitat geeignet, denn sie bieten keinerlei Deckung und durch strikte Unkrautregulierung auch kaum andere Nahrungsressourcen. Im Hamstergebiet wird nach dem Anbau der Zwiebelkultur eine planmäßige Pause von sieben Jahren eingelegt.

Maisfeld | Foto: Ina Ebert
Maisfeld | Foto: Ina Ebert

Mais bietet zumindest im Frühjahr keinerlei Deckung, der große Reihenabstand gewährt auch später nicht genügend Schutz vor laufenden Prädatoren. Ab August bis zu den relativ späten Ernteterminen von Körnermais von September bis Oktober sind Maisschläge jedoch für Feldhamster als Ausweichhabitat sehr gut geeignet. Dann bieten sie in der sonst deckungslosen Landschaft noch Deckung und die reifen Maiskörner ergänzen die Bevorratung für den Winter. 

Luzerne und Rotklee Der Anbau von Luzerne oder Rotklee ist die bessere Alternative für den Feldhamster. Aber das betriebswirtschaftliche Ergebnis fällt schlechter aus und für die wenigen Nutztiere, die in der Hamsterregion noch gehalten werden, würden die entsprechend kleinen Anbauflächen keine Besserung für den Hamsterbestand bringen. Der Luzerneanbau wird im Rahmen der Kooperation gefördert.